Wein ist bei der Generation Z out – ganz besonders Rotwein - WELT (2024)

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Zeitenwenden allerorten. Ich will von einer weiteren Zeitenwende berichten, die sich, wie alle Zeitenwenden, schon Jahre zuvor angekündigt hat, gerade aber, während der Subskriptionskampagne für Weine aus dem Bordelais, die als Bordeaux vermarktet werden, erst richtig in die Weinwelt eingetreten ist. Eine Zeitenwende, die das Anzeichen einer noch größeren Erschütterung und Umwälzung sein könnte, als die Weinwelt das heute erkennen mag.

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Was ist geschehen? Subskription bedeutet, dass man die Weine des vorigen Jahrgangs, in diesem Falle 2023, Weine also, die noch im Fass liegen, vor ihrer Abfüllung wesentlich günstiger erwerben kann als später im Weinhandel. Bei einfachen Weinen sind solche Vorbestellungen nebensächlich, bei den sehr teuer gewordenen Bordeaux-Weinen des 1855er-Classem*nt spielen sie aber eine große Rolle. Ob diese Weine aus einem guten oder schlechten Jahrgang kommen und wie sie sich im ersten Jahr im Fass entwickelt haben, das entscheiden Händler und die für das Bordelais sehr wichtige, immer noch von Briten und US-Amerikanern dominierte Weinpresse bei der „En Primeur“, der jährlichen Frühjahrsverkostung der Bordelais-Winzer.

Bisher gingen die Preise für diese Vorbestellungen nur nach oben – manche sagen auch: durch die Decke. Für den Jahrgang 2023, so höre ich von mehreren renommierten Händlern, wollten die Bestellungen trotz erheblicher Rabatte nicht recht in den Gang kommen – und das ist noch eine milde Beschreibung der Realität. Ich entnehme den Gesprächen, dass Konsumenten, aber auch kleine Händler, die in städtischen Vinotheken ihre Klientel versorgen, sich so sehr zurückhalten, dass man von einem Rückgang der Subskriptionen um 60 bis 80 Prozent sprechen kann.

Auch große Namen nützen nichts

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Das ist insofern dramatisch, weil 2023 ein ertragreicher Jahrgang war, bei dem die Qualität der Weine aber mehr denn je von der handwerklichen und intellektuellen Tüchtigkeit der Winzer abhängt. Es bedeutet, dass es genug Weine am Markt gibt, die von vielen Châteaus aber nicht mehr in ihrer Gänze ausgeliefert werden; stattdessen reifen die Weine nun in Flaschen auf den Châteaus. Und das wiederum bedeutet, dass wir diese Bordeaux aus 2023 schon ab 2025 deutlich günstiger erwerben dürfen als vorherige Jahrgänge, vor allem die sehr teuren Lagen, auch die Premier-Grand-Crus – da nützen selbst große Namen nichts.

Ja, die Gründe sind schnell gefunden. Da war die Pandemie, die der Gastronomie einen bis heute nachwirkenden Einbruch beschert hat. Da ist der Angriffskrieg Russlands, der den russischen Markt so gut wie zur Gänze aus den Bestellbüchern getilgt hat (obwohl Weine nicht zu den Sanktionsgütern gehören). Da ist der chinesische Markt, wo man nun selbstbewusst die eigenen, teilweise vorzüglichen Weine trinkt. Doch all das greift zu kurz. All das taugt nicht als Ausrede für die falsche Strategie der namhaften Bordelais-Winzer, ihre Preise, wie zuletzt noch beim Jahrgang 2022, stets nur in die Höhe zu treiben.

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Noch dazu haben die Winzer des wohl bekanntesten Weinbaugebiets der Welt ihre französische Stammklientel vom Jahr 2000 an mit überzogenen Preisen geradezu gedemütigt. Seht her, wir brauchen euch nicht, war die Devise, wir haben ja die neuen, aufstrebenden Märkte in Russland, China und anderen Nationen, wo die Wirtschaft über Jahre rasch wuchs und sich eine neue Mittelschicht bildete, die Weinkultur auch als westliche Lebenskultur begriff.

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Dass es nun kommt, wie es kommen musste, haben Marktbeobachter schon vor fünf Jahren vorausgesagt. Doch man hat, wie es heutzutage offenbar in allen Bereichen üblich ist, sämtliche Warnungen in den Wind geschlagen. Gerade die Winzer des Bordelais trifft nun ein Gegenwind, den sie selbst über Jahre mit einer gierigen Preispolitik angefacht haben.

Erlebt die Weinwelt einen Lehman-Moment?

Kann der Einbruch bei den Subskriptionen eine Krise der globalen Weinwirtschaft im Gepäck führen? Einen Lehman-Moment, wie die Finanzkrise im Jahr 2008? Nun sind Weingüter keine Banken und die Großen im Bordelais haben meist die Mittel, viele wirtschaftlich schwere Jahre zu überstehen. Doch zum Lehman-Moment ist anzumerken, dass auch die Subskription von teuren Burgundern, von denen es deutlich weniger Flaschen gibt als von großen Bordeaux, den Mengen von 2022 ebenso deutlich hinterherhinkt und dass die Krise auch große Champagner trifft, die mit durchschnittlich 100 bis 200 Euro weit unter den Preisen für große Rotweine liegen.

Betrifft die Absatzkrise nur französische Weine? Nein, entnehme ich meinen Gesprächen mit vier maßgeblichen Weinhändlern in Deutschland und Österreich: Die Verkäufe gehen auch bei anderen Weinen zurück, die ein gewisses Preisniveau überschreiten – und das beginnt bei 40 bis 50 Euro. Das heißt, dass auch deutsche, österreichische oder italienische Qualitätswinzer mit dem Aufkeimen von Absatzproblemen zu kämpfen haben, und zwar zum großen Teil bei Rotweinen.

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Ist das der Beginn einer Weltweinkrise? So weit will keiner der Händler gehen. Aber sie machen mehrere Dinge fest. Erstens: Junge Weintrinker mögen vor allem biodynamische oder Naturweine und sind bereit, mehr Geld dafür auszugeben – bestärkt durch eine große Zahl selbstgewisser, junger Winzer und Sommeliers. Das ist die gute Nachricht. Die schlechte: Außerhalb dieser Community junger Enthusiasten gibt es kaum noch Unter-Dreißigjährige, die am Abend gerne ein Glas Wein trinken.

Wein ist bei dieser Generation out. Rotwein ganz besonders. Das hat man auch im Bordelais gemerkt, wo die Eigentümer des Spitzenweinguts Château Cheval-Blanc das Rotweingut Château La Tour du Pin Figeac gekauft haben, einen Saint-Emilion-Grand-Cru-Betrieb, der jetzt auf weiße Trauben umgestellt werden soll – vor zehn Jahren wäre das ein Sakrileg gewesen. Wenn also die Leute von Cheval-Blanc denken, mit namhaftem Rotwein sei nicht mehr viel zu gewinnen, dann zeigt das an, was im Bordelais in den nächsten Jahren bevorsteht. Es gibt zu viel Wein auf der Welt. Wer glaubt, die Krise mit durchschnittlichem Keltern aussitzen zu können, wird in ein paar Jahren nicht mehr am Markt teilnehmen.

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